Nicht von ungefähr hat man einen ähnlichen Ausstellungstitel gewählt wie die Pinakothek der Moderne in München, die um die Jahreswende “Max Beckmann – Exil in Amsterdam 1937″ zeigte. Wie hängt nun der große deutsche Expressionist Beckmann mit dem Wiesleter “Ludwig-Moler” zusammen? Beide Künstler hielten sich zeitgleich im Exil in Amsterdam auf. Die Ausstellungsmacher der KUK haben neben zeitlichen und räumlichen auch stilistische Parallelen und verblüffende Ähnlichkeiten in der Biografie und im Werk beider Künstler entdeckt. “Beckmann und Ludwig müssen sich über den Weg gelaufen sein”, ist sich der Kunstsammler und Kurator, Sigurd Marien, sicher. Zum einen gibt es Berührungspunkte in den späten 20er Jahren an der Städel-Kunstakademie in Frankfurt, wo Beckmann unterrichtete und Friedrich Ludwig studierte, zum anderen waren beide Künstler auch in Paris. Aber ob sie sich wirklich gekannt haben, dafür gibt es keinen Beweis.

Indes gibt es durchaus Vermutungen und Indizien, die dafür sprechen. Auch bei zwei Gemälden finden neue Zuschreibungen statt. So soll das von Ludwig gemalte ausdrucksstarke Porträt “Sitzender” – ein Prunkstück der Museumssammlung in einem üppigen Goldrahmen – den berühmten Maler Max Beckmann darstellen. Recherchen zufolge könnte es sich außerdem bei dem Frauenporträt “Die rote Kappe” von 1928 um ein Bildnis von Beckmanns zweiter Frau Quappi handeln – was kunsthistorisch schon eine kleine Sensation wäre (Anmerkung: weitere Recherchen werden vom Friedrich Ludwig Museum unternommen). Neben diesen Bildern, die Blickfang im so genannten “Beckmann-Raum” sind, sieht man in zwei neu gestalteten Räumen viele schöne Amsterdamer Hafen-Impressionen und Pariser Szenen von Friedrich Ludwig, die stilistisch, thematisch und von den malerischen Sujets her durchaus Querbezüge zu Beckmanns Oeuvre aufweisen. Parallelitäten lassen sich auch ausmachen in den so genannten “Vorgesichtern”, denn solche alptraumhafte Gesichter und Gestalten gibt es ebenso bei Beckmann wie bei Ludwig. In dessen Gemälden erscheinen die fratzen- und maskenhaften Erscheinungen verfremdet in Bäumen, Gebäuden und Blumensträußen.

Bericht: Jürgen Scharf
“Friedrich Ludwig – Exil in Amsterdam 1937″