Hinreißende Akte, Stillleben, Straßenszenen und Porträts In der neuen Sonderausstellung im Museum wird der Lebensweg Ludwigs nachempfunden, vor allem seine Zeit in Paris und Amsterdam in den 20er- und 30er-Jahren, die zur stärksten Schaffensperiode des Malers gehören. Im Paris-Raum begegnen einem hinreißende Akte, Stillleben, Straßenszenen und Porträts, in denen noch der Einfluss der damaligen französischen Malerei, ein Nachklang des Impressionismus zu spüren ist. Die Sicherheit und Spontaneität des Strichs, mit der Ludwig die liegenden, sitzenden oder stehenden weiblichen Körper erfasst hat, ist ebenso bestechend wie die fließende Leichtigkeit im Pinselduktus und das verhaltene Kolorit in den Sujets eines Pariser Straßencafés oder eines Dampfers auf der Seine. Wunderbar auch die beiden Stillleben mit Tasse und Fisch oder der fast ganz aufgelöste Frauenakt. Welch meisterhafter Porträtist Ludwig war, verraten seine anmutigen und farblich anziehenden Frauenbildnisse.

Ein Raum der Ludwig-Schau richtet den Fokus auf das “Exil in Amsterdam 1937″ . Der als unsteter “Zugvogel” bekannte Maler wechselte zwischen Paris, Düsseldorf, Amsterdam und anderen Orten und hielt sich gerade Mitte und Ende der 30er-Jahre öfter in der Grachtenstadt auf, wo sich damals viele Künstler auf der Flucht vor dem Nazi-Regime im Exil trafen. Aus dieser Amsterdamer Zeit sind sehr beeindruckende Gemälde zu sehen: Eindrücke vom Hafen, von Schiffen, vom Quai, von Schwänen und Segelbooten auf der Amstel oder von einer holländischen Landschaft. Ludwigs Stil hat sich hier im Vergleich zu den frühen Pariser Jahren verändert, wirkt kraftvoll, auch in der Farbe zunehmend expressiver, doch immer noch sind die französischen Vorbilder erkennbar. Neben diesen sehr plastisch gemalten Impressionen gibt es auch eine Rarität zu bewundern: einen Litho-Handdruck von Schiffen am Hafen, dessen tiefe Schwärze den Blick des Betrachters hinein zieht in die Hafenszenerie. Eindrücklich auch das Porträt eines Mannes mit ausgemergeltem, ausgezehrtem Gesicht.

Im so genannten “Beckmann-Raum” versucht die Schau Verbindungen zwischen Ludwig und dem berühmten Maler Max Beckmann aufzuzeigen. Sammler Sigurd Marien hat die Lebensstationen, Bilder und Sujets der beiden Maler verglichen, fand erstaunliche Parallelen und Ähnlichkeiten und kommt zu dem Schluss, dass sie sich wohl gekannt haben. Ihre Wege könnten sich gekreuzt haben, sei es in den 20er-Jahren an der Städel-Kunstakademie in Frankfurt, wo Ludwig studierte und Beckmann Lehrer war, oder in Paris und Amsterdam, wo sich Ludwig und Beckmann nach Mariens Spurensuche zeitgleich aufhielten.

Belegen lässt sich die Bekanntschaft mit Max Beckmann nicht.

Belegen lässt sich die Bekanntschaft allerdings nicht, da keine Briefe, Schriftwechsel oder Lebensläufe im Nachlass von Ludwig gefunden wurden. Die Schau lässt die Bilder sprechen, etwa Ludwigs Porträt “Sitzende” , eines seiner Hauptwerke, oder das Bildnis der Frau mit roter Kappe, das nach Vermutungen von Kunstkennern Beckmanns Frau “Quappi” darstellen soll. Zum Vergleich wird auf Porträts aus dem Katalog der großen Münchner Ausstellung “Max Beckmann — Exil in Amsterdam 1937″ verwiesen.

Der mittlere Museumsraum versammelt die visionären späteren Gemälde Ludwigs, in denen Gesichter oft gespenstisch und maskenhaft in Bäumen, Kirchtürmen, Häusern oder aus Blumensträußen auftauchen. Menschen werden Teil der Natur, wie in der weiblichen Figur, die mit einem Baum verwachsen ist. In diesen rätselhaften, pastosen, farbintensiven Bildern erscheinen die (Alb-)Traumgesichter wie aus dem Unbewussten, aus einer verborgenen Welt.

Autorin & Foto: Roswitha Frey